fzs: Leucht- und Elfenbeintürme sind einsam und erkenntnisarm. Studierende fordern solide Grundfinanzierung für Hochschulen statt Exzellenzinitiative

[QUELLE: www.fzs.de/show/350716.html]

Marie Dücker, Mitglied im Vorstand des fzs, kommentiert: „Das  Lob der Sachverständigen, die Stimmung des gnadenlosen Wettbewerbs habe auch auf die nicht-geförderten Universitäten und Hochschulen gewirkt, sagt bereits alles. Das Ellenbogensystem der Hochschulen untereinander wurde also wirksam eingeführt. Die Exzellenzinitiative schafft dabei die Unterschiede, die sie zu messen vorgibt. Drittmittelgeber*innen orientieren sich an den  Ergebnissen der Initiative und geben denen mehr, die ohnehin schon  begünstigt wurden. Die Drittmittelquote wiederum wird bei der Entscheidung über die zweite Förderrunde einen bedeutenden Einfluss haben. Im Ergebnis wird ein Prinzip angesteuert, bei dem immer diejenigen viel erhalten, die ohnehin schon viel haben. Die Exzellenzspirale dreht und dreht sich im Kreis.“

„Das spiegelt sich auch in regionalen Differenzen wieder. Schließlich erhalten im Rahmen dieser Initiative vorallem Hochschulen im Südwesten und NRW viel Geld. Doch genau diese Bundesländer verfügen noch am ehesten über finanzielle Spielräume. Dazu passt, dass sie in landeseigenen Pakten, Initiativen und Förderwettbewerben selber noch in Hochschulen investieren, um sie fit für die bundesweite Konkurrenz zu machen. Dabei erlangen vor allem Hochschulen aus reichen Regionen Geld, da sie zusätzlich von umliegenden Unternehmen gefördert werden“, stellt Sandro Philippi, ebenfalls Vorstandsmitglied klar.

„Doch all diese Mittel teilen neben der absolut undemokratischen Vergabe ein Problem: Sie sind befristet. Mit ihnen lässt sich nicht auf dauer rechnen, was zur Folge hat, dass Forschung, Lehre, Studium und Arbeit an der Hochschule sich dramatisch ändern. Wissenschaftliche Stellen können im Rahmen kurzer Laufzeiten nur befristet vergeben werden. Für die Forscher*innen bedeutet das existentielle Unsicherheiten. Versiegt der Geldstrom, müssen sie die Forschungsstätte oft verlassen und nach einer neuen Geldoase suchen. Das ist für sie selber, ihr soziales Umfeld und ihre Studierenden untragbar. Nicht zuletzt müssen so Forschungsprojekt oft abgebrochen werden, noch bevor ein Ergebnis ermittelt wurde. Vollkommen unsinnig, unmenschlich und absolut weit von „guter Arbeit in der Wissenschaft“ entfernt“, prangert Marie Dücker an.

„Die Wettbewerbe und Initiativen haben den Präsidien und Hochschulen wunderbare Begründungen geboten, ihre Macht und autoritären Strukturen zu festigen. Im Rahmen des guten Abschneidens im Wettbewerb wurden missliebige Ansichten an den Rand gedrängt und ein gemeinsamer Geist beschworen – obwohl durch den Erfolg viele Fächer schließen mussten, da die Gelder für die Anforderungen der Initiative intern umverteilt wurden. Diese Kannibalisierung, die ich an der Universität Heidelberg live miterlebt habe, muss aufhören“, ergänzt Ben Seel, ebenfalls Vorstandsmitglied. „Auch die Forderung von Herrn Imboden, dass Präsidien 20% der Gelder aus der Exzellenzinitiative verwalten sollen, ist eine weitere Entdemokratisierung der Hochschulen und zeigt einmal mehr, dass Mitgestaltung durch Betroffene an deutschen Hochschulen unerwünscht ist.“