Mitarbeiter*innen-Befragung der mid

Die Mittelbauinitiative der Technischen Universität Dresden (mid) hat im Januar die Ergebnisse der von ihr durchgeführten Mitarbeiterbefragung präsentiert. An der Befragung haben mehr als 1300 Beschäftigte teilgenommen. Damit ist sie die größte Befragung an einer deutschen Universität. Die Auswertung der Befragung zeigt einmal mehr die zwei dringendsten Probleme deutscher Universitäten im Allgemeinen und sächsischer im Besonderen: Erstens deren chronische Unterfinanzierung und zweitens, dass der an der Universität beschäftigte Mitarbeiterstab in der übergroßen Mehrheit nur befristet angestellt ist, selbst wenn er Daueraufgaben der Universität erfüllt.

Von den Mitarbeitern, die an der Befragung teilgenommen haben, sind 92 % befristet angestellt. Laut den statistischen Daten der TU Dresden sind es 89 %. Die Umfrage zeigt jedoch, dass es sich bei den unbefristeten Stellen hauptsächlich um Altverträge handelt. Hinzu kommt, dass 22 % der Stellen auf weniger als ein Jahr befristet sind. Dies – so muss man aus den Daten schlussfolgern – gefährset eine kontinuierliche Arbeit und Wissensakkumulation, wie sie für eine exzellente Universität notwendig ist, und es wirkt zudem demotivierend auf die Mitarbeiter, wie die vielen Freifeldkommentare zeigen, deren Auswertung allerdings noch nicht abgeschlossen ist. Es zeigt sich aber, dass das Thema Befristung immer wieder als zentrales Problem genannt wird.

Andererseits zeigt sich, dass die Grundfinanzierung der TU Dresden durch das Land Sachsen bei weitem nicht ausreicht, um die Grundaufgaben der Universität abzudecken. Um diese Lücke zu füllen, müssen Mittel verwendet werden, die von dritter Seite ausschließlich für Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt werden. Etwa zwei Drittel der wissenschaftlichen Mitarbeiter der Universität werden über solche Mittel finanziert. Von diesen geben 57 % an, aufgefordert worden zu sein, Lehrveranstaltungen zu übernehmen. Ähnlich ist es z.B. bei Promotions- und Habilitationssstipendiaten, von denen 48 % aufgefordert wurden, Lehrveranstaltungen durchzuführen. Dies dürfte auf Kosten der Forschung gehen.

Trotz dieser Probleme erreicht die TU Dresden bei Ihren Mitarbeitern noch gute Zufriedenheitswerte. So geben 75 % an, „zufrieden“ oder „eher zufrieden“ zu sein. Diese Werte sinken jedoch, wenn man sich besonders problematische Arbeitsverhältnisse wie WHK-Verträge oder Lehrbeauftragte anschaut. Insgesamt zeigen die Kommentare hier ein differenzierteres Bild. So geben sehr viele Mitarbeiter an, ihre Arbeit zu mögen, aber die ständige Unsicherheit als sehr belastend zu empfinden.

Alles in allem zeigt sich erneut, dass Staatsregierung und Hochschulleitungen dringend zusammen an besseren Arbeitsbedingungen an den Universitäten sorgen müssen.

Dank an alle, die teilgenommen haben! Hier gibt’s die Präsentation vom 24.1.2014 zum Download.

Titelfolie Präsentation

Ein Gedanke zu „Mitarbeiter*innen-Befragung der mid

  1. Der Postchef Frank Appel wird heute in der Zeit ein ganz klein wenig getriezt, weil er sagenhafte 10 % der Postangestellten, im Weihnachtsgeschäft 18 % befristet beschäftig – und verteidigt sich wortreich. Die Leute streiken.

    Ich finde, Wissenschaftler/inn/en, die sich für außerordentlich intelligent halten, aber solche Verhältnisse in einer Top-Industrienation einfach mit tragen, haben es irgendwie verdient wie man sie so behandelt. Wie ist es möglich, dass man unter Akademikern tatsächlich nicht weiß, dass eine Arbeit komplett entwertet wird, die nicht oder unterbezahlt wird? Das Befristung per se eine totale Rückstufung bedeutet?

    Klar, ein Aufstand würde auf einen gewissen Widerstand stoßen. Profs. würden ja auch jede Menge persönliche Deutungsmacht verlieren, wenn Ihnen die Möglichkeiten genommen würden, über Drittmittelposten und -pöstchen die Konkurrenz von „unten“ ganz nett kleinlaut zu halten und dabei noch sehr gut zu verdienen, ein paar Freisemester abzustauben und, nicht zu unterschätzen, unglaubliche Mengen durch Leistung nicht gedecktes Prestige einzufahren.

    Es wäre eine Frage der gemeinschaftlichen Vorstellungskraft: Wer könnte eine technische Möglichkeit schaffen, dass man sich anonymisiert, ohne riesigen Zeitaufwand, aber in Massen austauschen und verhalten kann – so dass alle mitmachen können, die an deutschen Universitäten arbeiten?

    Der Grund für die Ruhe trotz katastrophaler Verhältnisse ist ja, dass jede/r Angst hat, sich bei den alles entscheidenden Professores unbeliebt zu machen.

    Soviel übrigens zur Unabhängigkeit der Wissenschaft.

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